„Es gibt nur diese eine Welt und wir müssen uns für sie einsetzen“

Seit Dezember 2018 werden weltweit jeden Freitag für den Klima gestreikt. Am ersten globalen Protesttag am 15. März 2019 nahmen deutschlandweit 300.000 Menschen teil, laut Fridays for Future. Am 24. Mai findet der nächste globale Klimastreik zur Europawahl in über 220 Städten statt.

Warum Pfadfinder*innen bei den Fridays for Future-Demos mit demonstrieren:

Judith: „Hey, ich bin die Judith, werde im Sommer 16 Jahre alt und bin jetzt fast mit der Schule fertig. Danach möchte ich eine Ausbildung beginnen. Ich bin jetzt seit ca. 6 Jahren Pfadfinderin und bin davor auch oft und sehr gerne draußen im Wald unterwegs gewesen. Ich habe mich schon immer für die Natur interessiert oder gerne dort gespielt. Seit Februar 2019 gehe ich regelmäßig auf die Fridays for Future-Demos. Um auf die Frage „Warum ist es wichtig als Pfadfinder zu den Fridays for Future-Demos zu gehen?“ einzugehen: Ich finde es einfach super wichtig, weil ich weiterhin schöne Fahrten, Lager oder auch Wanderungen durch noch unberührte Natur unternehmen möchte. Ich möchte weiterhin mit der Natur leben und sie kennenlernen, ohne das sie vollkommen abgestorben ist. Außerdem möchte ich es meinen Kindern irgendwann ermöglichen auch diese Erlebnisse, die man als Pfadfinder hat, zu erleben. Es gibt nur diese eine Welt und wir müssen uns für sie einsetzen.“

Marlene: „Hi, ich heiße Marlene und bin 16 Jahre alt. Ich gehe in die 11. Klasse eines Gymnasiums in Köln. Für mich persönlich sind die Fridays for Future-Aktionen immer etwas sehr bedeutsames. Es macht mich glücklich zu sehen, dass sich so viele Leute mit dem Thema auseinandergesetzt haben und/oder es jetzt tun. So eine Demo kann außerdem zusammenschweißen. Das erste mal, dass ich auf einer Demo war, war auch gleichzeitig die erste Fridays for Future-Demo in Köln. Wenn man da gemeinsam steht und einem irgendwann kalt wird, versucht man gemeinsam was dagegen zu unternehmen. Zusammen haben wir getanzt, gesungen und den Reden gelauscht. Ein Gefühl, dass ich sonst so nur bei den Pfadfindern erlebt habe. Und es ist schön zu sehen, dass es noch mehr Menschen gibt, denen unsere Umwelt und unser Lebensraum nicht vollkommen egal sind. Ich glaube, jetzt können wir nur hoffen, dass es noch mehr Menschen werden, denen bewusst wird, dass wir etwas tun sollten, selbst wenn es „nur“ das Bewusstsein ist, wie man gerade mit seinen Mitmenschen, seinem Umfeld und unserem Planeten umgeht.“

Sarah: „Ich heiße Sarah, bin 16 Jahre alt und war bis jetzt zwei mal auf den Fridays for Future- Demonstrationen. Die Fridays for Future-Demos wurden von einer Schwedin namens Greta Thunberg ins Leben gerufen, die die erste war, die jeden Freitag in der Schulzeit demonstrieren ging. Die Streiks wurden organisiert um Politikern zu zeigen, dass wir nicht mehr länger auf den Kohleausstieg und die Umstellung auf erneuerbare Energien usw. warten können. Ich finde es wichtig zu den Fridays for Future-Demonstrationen zu gehen, da wir schon in knapp neun Jahren die 1,5 Grad Grenze überschritten haben, was bedeuten würde, dass wir ab da an in einer Art Spirale gefangen sind und es unaufhaltsam immer wärmer wird, egal was wir tun. Außerdem hätten wir schon längst die Möglichkeit auf eine klimafreundlichere Energieversorgung umzusteigen, was aber aus Geldgier nicht getan wird.“

Alma: „„Wir sind hier, wir sind laut, weil ihr unsere Zukunft klaut“. Jede Woche gehen zahlreiche Schülerinnen und Schüler auf die Straße und demonstrieren für eine Zukunft. Dafür, dass sich die Politik ändert und endlich etwas gegen die Klimakatastrophe getan wird. Es gibt tausende von Meinungen von beispielsweise Politikern und Lehrern, die sich für oder gegen das „Streiken“ oder Schwänzen der Schule aussprechen. Das alles macht mich sehr wütend. Mir scheint es fast, dass das Schwänzen der Schule vielmehr Thema ist als das eigentliche, wirklich Wichtige. Nämlich, dass wenn wir so weiter machen unser Planet sich immer weiter aufheizen wird, bis zu einem Punkt, wo wir das Klima nicht mehr unter Kontrolle haben werden. Klar, die Schule zu schwänzen ist nicht das Beste, doch für mich, sehe ich meine Prioritäten eindeutig gesetzt: Ich möchte in einer lebenswerten Welt leben. Mit dem Gewissen etwas getan zu haben, wenigstens etwas, gegen den Wahnsinn. Mich positioniert, ausgesprochen zu haben und vielleicht den Einen oder die Andere zum Erwachen gebracht zu haben. Und letztendlich hoffentlich etwas bewegt zu haben. Denn ich bin 16 und kann somit nur kommunal wählen. Doch meine Zukunft liegt in den Händen von Erwachsenen. Und diese fordern wir, als Kinder, auf etwas zu tun. Jeder Einzelne in seinem Alltag, doch vor allem beim Wählen und dann letztendlich auch in der Politik und beim Einsatz für unser Klima. Ich bin unglaublich froh Bildung genießen zu können. Besonders als Mädchen lesen, schreiben, rechnen und noch vieles mehr zu lernen. Doch diese vier Unterrichtsstunden, in welchen ich demonstrieren gehe, kann ich auch nachholen und das tue ich auch. Doch wenn beispielsweise eine Klausur ansteht, oder ich weiß, dass neuer und komplizierter Stoff behandelt wird, bleibe ich auch mit einem guten Gewissens in der Schule. Das Schwänzen ist für mich Mittel zum Zweck- nämlich für mediale Aufmerksamkeit.

„What do we want?“

„Climate justice!“

„When do we want it?“

„Now!“

Unsere Zukunft liegt in den Händen von einem Haufen von Politikern, die sich nicht einigen können und ihre Aufmerksamkeit auf angeblich „wichtigere Themen“ als den Klimawandel richten. Und wir wollen Gerechtigkeit. Wie schon FDP-Chef Christian Lindner sagte: Das Klima sei „Eine Sache für Profis“. Ja bitte, wo sind denn die Profis die etwas tun? Erst wird erwartet, dass sich Kinder und Jugendliche für Politik interessieren und wenn wir es tun, dann sind wir offenbar nicht qualifiziert genug. Qualifiziert genug um wissenschaftliche Berichte zu lesen, das sind wir. Und auch um uns eine Meinung zu bilden. Qualifiziert genug um die Ernsthaftigkeit der Lage einzuschätzen und auch um zu verstehen, dass etwas getan werden muss, dafür halte ich uns auch. Und hm, lass mich überlegen, wie wir uns als Nicht- Wahlberechtigte einbringen können: Genau demonstrieren. Und nun, dass wir eure Aufmerksamkeit haben, liebe Profis: Wir würden es unglaublich willkommen heißen wenn ihr dann auch was tut : ). Und für alle anderen: geht mit uns am 24. Mai zum Globalen Klimastreik!“

Niels: „Ich bin Pfadfinder und gehe auf die Fridays for Future-Demos. Der Impuls auf die Demos zu gehen kam zwar nicht durch Pfadfinder (sondern durch die Schule), dennoch lässt sich beides prima unter dem Dach des Klimaschutzes vereinen. „Ich trage zum Schutz und zur Erhaltung der Natur bei.“ heißt es in den Pfadfinderregeln im DPBM. Ferner steht noch: „Ich setzte mich kritisch mit mir und meiner Umwelt auseinander.“ und „Ich bin bereit in der und für die Gemeinschaft Verantwortung zu übernehmen und Pflichten zu tragen.“. In meinen Augen ist das Teilnehmen an den Fridays for Future -Demos also eine logische Konsequenz der Pfadfinderregeln. Doch ich demonstriere nicht als Pfadfinder, sondern als Schüler. In wie fern sollte ich (und natürlich die Pfadfindergemeinschaft grundsätzlich) sich aber jetzt als Pfadfinder anstatt als Schüler positionieren? Fridays for Future ist primär eine Schülerbewegung. Greta Thunberg ist eine Schülerin und vielleicht der wichtigste Weg einen Diskurs zu eröffnen ist und bleibt das Streiken der Schule an Freitag. Viele Pfadfinder teilen mit mir die Auffassung, dass Pfadfinder ein interkonfessioneller und parteiloser Raum sein sollte. Zwar hat Greta Thunberg keine Partei oder eine religiöse Gruppe hinter ihr, dennoch verfolgt sie (zwar im Interesse eines jeden Pfadfinders aber dennoch) eine politische Agenda. In Kluft und Halstuch demonstrieren finde ich also fragwürdig, jedoch ist der Anlass der Fridays for Future -Demos sehr wohl mit den Pfadfinderregeln vereinbar und scheirt förmlich nach einer Positionierung seitens der Pfadfinder. Wie sollte man also die Fridays for Future-Bewegung in meinen Augen also handhaben? An dieser Stelle möchte ich noch einmal betonen, dass dies nur meine persönliche Meinung ist und ich jede Argumentation von anderen Positionen nachvollziehen kann. Ich denke, wir sollten uns nicht in Kluft und Halstuch auf den Demonstrationen zeigen, dennoch müssen wir in meinen Augen klar Stellung beziehen und die Unterstützung von uns als Scouts zu zeigen. Fridays for Future ist eine Bewegung, welche ganz viel erreichen wird und schon ganz viel erreicht hat. Die ganze Welt ist aufmerksam geworden auf die Konsequenzen unseres (ökologisch betrachtet) schwachsinnigen Verhaltens. Wir müssen handeln und wenn das Handeln mit einem 16-jährigen schwedischen Mädchen beginnt, dann sei es so. Ich hoffe, Ihr werdet am 24.05.2019 am weltweiten Klimastreik teilnehmen und bis dahin gilt auch weiterhin, dass man nie zu klein dafür ist, einen Unterschied zu machen.“

Am 24. Mai ist Globaler Klimastreik.

Mehr Infos unter https://fridaysforfuture.de/

Fotos: Flora Lamberty, Fridays for Future-Demos in Bonn